
Unbewusste hinaus und kann wie ein Feuerwerk fantastische Ausgestaltung erlangen.
Bewusstsein verstehen: Wissenschaftliche Erkenntnisse und die Rolle des Gehirns
Die meisten von uns haben Mühe, den Begriff Bewusstsein eindeutig zu definieren. Auch die Wissenschaft steht vor der Herausforderung, das Phänomen vollständig zu erklären.
Was ist Bewusstsein?
Bis heute fehlt eine klare wissenschaftliche Definition von Bewusstsein. Bereits Einzeller verfügen über Kontrollmechanismen, die ihnen eine Art Bewusstsein über den eigenen Zustand und die unmittelbare Umgebung ermöglichen. Das menschliche Bewusstsein geht jedoch weit darüber hinaus und ist möglicherweise der entscheidende Faktor für die Dominanz der Menschheit auf der Erde.
Merkmale des menschlichen Bewusstseins
Das menschliche Bewusstsein bezieht sich auf die Wahrnehmung der Aussenwelt sowie auf Empfindungen der inneren psychischen und physischen Welt.
Einige unbestrittene Merkmale von Bewusstsein sind:
- Bewusste Prozesse lassen sich zu einem Grossteil sprachlich ausdrücken.
- Nach aussen wie nach innen verfügt Bewusstsein über einen Reizschutz. Erst wenn Impulse eine gewisse Intensität erreichen, rücken sie ins Bewusste vor.
- Bewusste Prozesse sind langsamer und störungsanfälliger als unbewusste.
- Auch benötigt Bewusstsein wesentlich mehr Stoffwechselenergie als unbewusste Prozesse.
- Bewusstes Denken fokussiert Details, ist sehr präzise, verliert aber das grosse Ganze schnell aus dem Auge.
Die amerikanischen Philosophen Paul und Patricia Churchland schlugen 1997 sieben weitere Merkmale vor:
- Mehrere sensorische Modalitäten werden als ein Bewusstseinszustand wahrgenommen.
- Bewusstsein ist mit einer Gedächtnisform verbunden und erfordert zumindest ein Kurzeitgedächtnis.
- Bewusstsein ist unabhängig von Sinneseindrücken.
- Bewusstsein lässt sich durch Aufmerksamkeit und Konzentration steuern.
- Bewusstsein befähigt zur komplexen Interpretation uneindeutiger Fakten.
- Bewusstsein verschwindet im Tiefschlaf und taucht beim Träumen wieder auf.
Welche Rolle spielt das Gehirn im Bewusstsein?
»Braucht es dein Gehirn wirklich?« Diese provokative Frage stellte der britische Kinderarzt John Lorber (1915–1996) in seinem 1980 publizierten Beitrag für die Fachzeitschrift »Science«. Er schilderte darin den Fall eines Studenten, der einen Intelligenzquotienten von 126 aufwies und ein Mathematikgenie war. Und dies, obwohl der Kortex des jungen Mannes – also die Hirnrinde, die ausschlaggebend ist für kognitive Fähigkeiten – aufgrund einer Erkrankung stark reduziert war.
Rätselhafte Ausnahmefälle
Der von Lorber untersuchte Student ist kein Einzelfall. Wissenschaftlich dokumentierte Fälle zeigen, dass Menschen mit ungewöhnlicher Gehirnstruktur oft die entsprechenden Erwartungen über ihre Fähigkeiten übertreffen.
Wie kann das sein, obschon die grosse Mehrheit der Hirnverletzungen nicht folgenlos bleibt?
Neuroplastizität
Eine mögliche Erklärung sehen Wissenschaftler in der sogenannten neuronalen Plastizität: Die Fähigkeit des Gehirns, sich durch Aktivitäten und mentale Erfahrungen neu zu strukturieren und anzupassen. So wurde 2013 der australische Student Ben McMahon zum Star einer Fernseh-Unterhaltungsshow. Er plauderte 17 Monate nach einem schweren Autounfall fliessend Mandarin. Erstaunlich daran ist: Der junge Australier hatte sich im Studium lediglich einige Grundkenntnisse der chinesischen Sprache angeeignet. Als er nach seinem Unfall aus einem wochenlangen Koma erwachte, konnte er jedoch Mandarin sprechen, als hätte er nie etwas anderes getan.
Bewusstsein sitzt nicht im Gehirn
Obwohl das Gehirn bei Bewusstseinsprozessen eine zentrale Rolle spielt, zeigen aussergewöhnliche Fälle, dass es noch andere Faktoren geben muss, die Bewusstsein auch bei stark reduzierter neurologischer Funktion ermöglichen.
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