
Kreativität verstehen: Die Rolle der Chaostheorie und genetischer Faktoren
Was ich eben jetzt tue – schreiben – ist nur eine von unzähligen kreativen Aktivitäten. Stellt sich die Frage, was die Voraussetzungen für Kreativität sind und wie kreative Menschen ticken.
Was ist Kreativität?
Die medizinische Fakultät der Universität Iowa (USA) setzte sich schon früh mit diesem schwer fassbaren Phänomen auseinander. Geforscht wird mit Unterstützung von nachweislich herausragend kreativen Menschen, etwa Nobel- oder Pulitzer-Preisträgern.
Dabei haben bildgebende Verfahren gezeigt, dass sich Kreativität bei Künstlern und Wissenschaftlern anhand der Hirnaktivitäten kaum unterscheiden lässt. Kreative Aktivitäten sind also unabhängig von der Intelligenz und der Thematik, mit der man sich befasst. Die Basis dafür sind eher die sich selbst organisierenden dynamischen Systeme der Chaostheorie.
Die Rolle der Chaostheorie
Chaos bedeutet, dass Kreativität auf unvorhersehbaren, nichtlinearen Prozessen beruht, die aus allem schöpfen, was wir im Laufe der Zeit unbewusst wie auch bewusst gespeichert haben.
Generell schlagen Systeme, die auf der Chaostheorie basieren, stärker als etablierte Systeme aus und fördern Verknüpfungen abseits des Gewohnten. Das macht sie fragiler und instabiler als starre Systeme.
Dieser Umstand könnte erklären, weshalb kreative Menschen fern von zwangsläufig, aber tendenziell doch eine gewisse psychische Fragilität aufweisen. Zu diesem Schluss kommen mehrere Studien, unter anderen eine der Gentechnik-Firma Decode Genetics in Reykjavik.
Genetische Faktoren und psychische Gesundheit
Genetische Merkmale, die ein überdurchschnittliches Risiko für Schizophrenie und bipolare Störungen anzeigen, finden sich zu 17 Prozent häufiger im Erbgut von künstlerisch tätigen Menschen. »Die Ergebnisse unserer Studie sind eigentlich nicht überraschend, denn um kreativ zu sein, muss man anders denken als die Masse, und das tun auch Menschen, die wegen bestimmter genetischer Faktoren anfälliger für eine Schizophrenie sind«, erklärt Kari Stefansson von Decode Genetics.
Kreativität ist nur im Extremfall krankhaft. Aber ohne eine gewisse «Verrücktheit» gebe es keine Erfindungen, keine Innovation, keine Kunst.
Mehr über Kreativität zustande kommt und gefördert wird, erfährst du in meinem Buch.
