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Wie Achtsamkeit, Bewusstsein und innere Haltung helfen können
Am zweitletzten Tag der Yoga-Ferienwoche im Allgäu überraschte mich ein starker Schmerzimpuls während einer leichten Drehung des Oberkörpers. Der Schmerz schoss blitzartig in den unteren Rücken ein. Ich erschrak und war erleichtert, dass der Spuk schnell vorbei schien.
In der Nacht jedoch weckte mich ein intensives Schmerzempfinden in der rechten Flanke; es hielt mich wach und löste Grübeleien aus: «Ist das eine ernsthafte Verletzung? Brauche ich einen Arzt?»
Als Vogelgesang den neuen Tag ankündigte, verflüchtigte sich das Schmerzempfinden. Der schmerzfreie Tag stimmte mich zuversichtlich. Ich nahm an den Yogalektionen teil – besonders vorsichtig und stets die mahnenden Worte der Lehrpersonen im Ohr: «Yoga ist kein Wettbewerb, achte auf dein Körpergefühl!» An diesen Grundsatz hatte ich mich stets gehalten. Und ich halte fest, dass diese Episode ebenso gut durch das Heben des Koffers hätte ausgelöst werden können. Sie soll niemanden vom Yoga abhalten.
Dringenden Handlungsbedarf ausschliessen
Im Anschluss an die Yogawoche verbrachte ich zwei Tage in Füssen – eine sehr schöne Gegend mit berühmten Schlössern, mehreren Thermalbädern und kleinen Seen. Ich schlenderte durch die Altstadt, kaufte vorsichtshalber Schmerztabletten und gönnte mir einen Besuch im Thermalbad.
In der Nacht war der durchdringende Schmerz jedoch zurück. DasMedikament half nicht. Ich trottete durch die Wohnung, jammerte, stöhnte und ersehnte den nächsten Morgen, der wiederum Linderung brachte. Dieses Muster wiederholte sich zu Hause – so intensiv, dass ich die Notfallstation aufsuchte. Die Diagnose ergab immerhin keinen dringenden Handlungsbedarf: weder eine Blinddarmentzündung, noch Nierensteine.
Das Röntgenbild beim Hausarzt liess am nächsten Tag den Schluss zu, dass nichts gebrochen sein sollte. «Vermutlich eine Verletzung der Querfortsätze der Wirbelsäule», schlussfolgerte der Arzt. Warum der Schmerz nachts heftig und tagsüber nahezu verschwunden war, blieb unklar.
Ich war dankbar für die schmerzarmem Tagesstunden; sie ermöglichten mir, etwas Schlaf nachzuholen und einen redaktionellen Auftrag in kleinen Etappen auszuführen (Link zu meinen Angeboten als Kommunikationsprofi).
Mehr als zwingend Notwendiges liess ich wochenlang aus. Das Energieniveau war tief.
Im Dialog mit dem Körper
Die schlaflosen Nächte boten Gestaltungsraum. Ich war im Dialog mit meinem Körper, seinem Schmerz, den Emotionen und Gedanken. Mein Erleben war vielseitig. Mitgefühl, Sorge, Frust und Erschöpfung, andererseits Dankbarkeit, denn es hätte schlimmer ausgehen können.
Ich verbrachte die schlaflosen Nächte mit Meditationen, arbeitete mit Affirmationen, bewusster Atmung undachtsamen, sanften Bewegungen. Zur Ablenkung schaute ich Filme und zeitweise blieb nur, den Schmerz auszuhalten. Ich akzeptierte ihn, fragte, was er braucht und appellierte: «Der Körper benötigt Schlaf zur Heilung, bitte gönn ihm Pausen.» Und ich verhandelte: «Okay, leb dich aus Schmerz, doch zum Geburtstag in zwei Wochen ist Schluss damit.»
So war es denn auch. Zwei Tage und vor allem zwei Nächte lang blieb ich schmerzfrei. Ich jubelte. Doch in der dritten Nacht war der Schmerz zurück. Immerhin wesentlich schwächer, aber wiederum beharrlich schlafraubend. Also dealte ich erneut: «Bis Ende Oktober bin ich geheilt.» Tatsächlich bin ich seit November weitgehend schmerzfrei. Doch dem Körper fiel es schwer, zurück zur Nachtruhe zu finden, und das Energieniveau blieb tief. Mentale Strategien waren weiterhin angesagt. Nun aber kommt mit der Energie auch die Motivation zurück, die vielen liegen gebliebenen Dinge anzupacken.
Körper, Geist und Seele
Als jemand, die glücklicherweise wenig Erfahrung mit Schmerzen hat, sind mir erstmals die Herausforderungen bewusst geworden, mit welchen Menschen mit chronischen Schmerzen konfrontiert sind.
Der physische Schmerz ist das eine. Da ich mich als Körper, Geist und Seele erlebe, hat der Schmerz aber auch andere Ebenen berührt. Wie sich mein Bewusstsein, meine Gedanken und meine Seele mit der Situation zurechtfanden, erzähle ich im nächsten Beitrag.
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FAQ Rückenschmerzen
Wie entsteht Rückenschmerz ohne sichtbare Verletzung?
Oft spielen Muskelverspannungen, Überlastungen oder entzündliche Prozesse eine Rolle, die auf Röntgenbildern nicht sichtbar sind.
Warum verstärken sich Schmerzen nachts?
In der Ruhe fehlen Ablenkungen, die Muskelspannung verändert sich, und Entzündungsprozesse werden deutlicher wahrgenommen.
Kann Achtsamkeit Schmerzen wirklich reduzieren?
Ja – Studien zeigen, dass bewusste Wahrnehmung, Atemtechniken und Meditation die Schmerzwahrnehmung messbar verändern können.
