Wie gehst du mit deinen Vorurteilen um?

Spinnen die Kreativen? So lautetet die Frage im kürzlichen Beitrag.
Ich bin eine Kreative, und die Spinne (Zufall oder Synchronizität) liess es nicht bei dieser Frage bewenden.

Seit Jahren gehe ich rund alle sechs Wochen mit einigen Frauen für einen Tag in den Wald. Unter anderem ziehen wir jeweils eine Tierkarte, eine Art Tarot. Diesmal zog ich die Spinne. Und was war meine erste Reaktion? «Uff, na ja…» Während das Ziehen einer Karte wie dem Panther oder dem Adler als spontane Reaktion meinem Ego schmeichelt.
Beim Lesen der Bedeutung des Krafttiers Spinne schämte ich mich für mein Vorurteil: Die Spinne bekräftigt, dass ich versorgt, eingebunden und getragen bin im Netz des Lebens. Und dass es an der Zeit ist, mein Netzwerk zu spinnen. Und das zum Start meines Blogs Bewusster im Alltag

Glitzernde Diamanten zu Weihnachten
Eigentlich mag ich ja Spinnen. Grund dafür ist eine Weihnachtsgeschichte, die wir als Kleinkinder immer wieder, also auch mitten im Sommer auf den Schallplattenteller legten. Sie berichtete, dass kurz vor Weihnachten im Haus sauber gemacht wurde. Die Spinnen im Haus flohen deshalb in den Keller. Doch dort war es kalt und feucht, und Grossvater Spinne weinte. Er wollte vor seinem Ableben so gern einmal einen Christbaum sehen.
In der Nacht erfüllte sich sein Traum. Die Spinnen stiegen hoch zur Stube und überzogen voller Freude den Christbaum mit ihren Netzen.
«Upps», dachte sich das Christkind auf seinem nächtlichen Kontrollflug durch die Stuben. Es gab Handlungsbedarf!
Als die Familie am Morgen die Stube betrat, war der Christbaum behangen mit fein glitzernden Diamantencolliers.

Was uns Krafttiere vermitteln können
Derzeit entdecke ich immer wieder Spinnennetze, die Bewunderung auslösen. Sei es, weil die Tautropfen an ihren Fäden in der Tat wie Diamanten im Sonnenlicht glitzern. Sei es, weil mir ihre Organisation imponiert. Da hing beispielsweise vorne in einer Hecke das robuste Netz einer fetten Spinne, und dahinter schlossen sich vier Netze an, die stets ein bisschen kleiner mit einer kleineren Spinne besetzt waren.

Und wie ich dann diesen Artikel zu schreiben begann, lief direkt vor mir eine Spinne über die Bürowand. Das habe ich vorher noch nie gesehen.
„Spinnst du?“, sagte ich zur Spinne. Zumal ich Spinnen in meinem Heim dulde, aber eine gewisse Diskretion einfordere. Der Staubwedel sorgt dafür, dass sie ihre Netze immer mal wieder neu spinnen müssen. 
Doch nun war da diese Spinne an der Wand. Ich ertappte mich. Mein Vorurteil gegenüber den Tierchen war wieder da  – und ein erster Impuls, sie zu verscheuchen…
Doch dann schaute ich genauer hin. Und ich staunte über das Schattenspiel seiner Beine. Nicht schlecht, oder? (siehe Bild 1).

Mit Bewusstsein Vorurteile abbauen
Nun, der Punkt, warum ich diese Spinnerei darlege, ist auch mein Umgang mit Vorurteilen. Ich ertappe mich dabei immer wieder, nicht nur wenn ich eine Spinne entdecke. Und ich akzeptiere meine Konditionierung, mein Unbewusstes, was immer dafür sorgt, dass dem so ist. Aber ich danke dann auch meinem Bewusstsein, dass es mich motiviert, genauer hinzuschauen und mich zu fragen, was an dem Vorurteil wirklich dran ist.

Wie ist das bei dir? Bist du dir deiner Vorurteile bewusst? Wie gehst du damit um?